Studienauftrag Suva Fluhmattrain, Luzern, 2023
STÄDTEBAULICHE ANALYSE
Die Südseite des Brambergs ist geprägt durch Villenbauten mit grosszügigen Grünanlagen. Die Bergstrasse zeichnet sich durch die in das natürliche Terrain platzierten und dem Verlauf der Strasse folgenden Villen aus. Die Hangausläufer unterhalb der Villen wurden in den 20er-Jahren als grosszügige Grünanlagen ausgebildet, welche das Quartier teilweise bis heute prägen. Im Verlauf des letzten Jahrhunderts wurden diese Grünanlagen nach und nach bebaut. Damit entsteht eine zweite zur Bergstrasse unabhängige Bauzeile am Fluhmattrain. Der Betrachtungsperimeter befindet sich am Hangfuss zwischen Bergstrasse und Fluhmattrain in der Gartenanlage der Villa an der Bergstrasse 33.
STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Der prägende Garten unterhalb der Villa soll bis zum Fluhmattrain wahrnehmbar bleiben. Deshalb werden zwei schmale Volumen so nah wie möglich an die beiden seitlichen Grenzen und an die nördliche Grenze gesetzt. Damit entsteht zwischen den beiden Volumen ein möglichst breiter Zwischenraum. Die im Gegensatz zur verputzten Villa pavillonartigen Volumen sind mit einer dem Hangverlauf folgenden Ausdrehung so platziert, dass der Zwischenraum nach unten breiter wird. Mit dem Ausdrehen der Volumen lösen sich diese von der streng geometrischen Struktur der neubarocken Anlage der Villa ab und erhalten einen eigenständigen Charakter, welcher nicht mit dem bestehenden Denkmal in Konkurrenz tritt. Die bestehende und formal gestaltete Gartenanlage bezieht sich ausschliesslich auf die Villa und findet nur in ihrem Übergang gegen Süden Anschluss an den landschaftlich geprägten Gartenteil. Die ursprüngliche charakteristische Zweiteiligkeit der Anlage bleibt so erhalten. Durch das leichte Ausdrehen der Neubauten folgen diese dem Geländeverlauf und integrieren sich optimal ins Terrain. Gleichzeitig werden sie Teil der Häuserreihe am Fluhmattrain, die entsprechend den baugesetzlichen Vorgaben in den nächsten Jahren durch weitere Bauten ergänzt werden können.
FREIRAUMGESTALTUNG
Um dem Charakter des Wiesenhangs gerecht zu werden und gleichzeitig der bestehenden Villa mit ihrem zugehörigen Gartenteil den atmosphärisch notwendigen Raum zu erhalten, werden die beiden neuen leicht ausgedrehten Baukörper frei im Wiesenhang situiert. Die neue, geringfügig in ihrer Lage veränderte Gartenmauer schafft den Übergang vom Baudenkmal zum Wiesenhang und bewahrt den Charakter der Anlage. Die heutige südseitige Gartenanlage der Villa entstand 1920er Jahre und entspricht nicht mehr der originalen Gestaltung. Die Adressierung der neuen Bauten erfolgt über den Fluhmattrain. Die Zufahrt zur Einstellhalle wird weit möglich an den östlichen Grundstücksrand positioniert um den westlichen Teil frei von Verkehr zu halten, eine grosszügige Zugangssituation zu den Gebäuden zu gewährleisten und den Wiesenhang bis zum Fluhmattweg zu führen. Ab dem Fluhmattrain erschliessen Gartenwege die beiden Gebäude gleichwertig im Hang. Zwei Zugänge führen auf das Eingangsniveau der beiden Neubauten. Ein kurzer östlicher Weg führt über eine Treppenanlage und ein längerer, stufenloser und barrierefreier Zugang führt zu einem kleinen Platz im Kreuzungspunkt der Wege. Dieser kleine Platzbereich mit Sitzbänken dient als Ankunfts- und Treffpunkt im Freien. Von hier aus führt je ein Wegestrang weiter zu den grosszügigen Zugangsbereichen der beiden neuen Gebäude. Im Bereich zwischen Sitzplatz und Fluhmattrain bespielen natürliche, aus Holz gearbeitete Balancier- und Kletterelemente den Hang. So entsteht ein vielseitig nutzbarer und wertvoller Ort für die kleinen Bewohner in direktem Bezug zur Natur. Zwischen den beiden Volumen führt ein mäandrierender Weg den Hang hinauf und mündet in einem kleinen Platzbereich vor der Mauer im Übergang zur historischen Villa. Von hieraus lässt sich bei einem Buch oder dem Morgenkaffee die atemberaubende Sicht über die Stadt, auf das Luzerner Seebecken und die dahinter liegende Alpenkette geniessen. Diese schöne Wegverbindung dient auch den Bewohnern der Villa ab den Zugangsbereichen der beiden neuen Gebäude als Zugang zur Einstellhalle. Den untersten Hangfuss bespielen frei eingestreute heimische Strauchpflanzungen in Kombination mit höheren Gehölzen und betonen so den weichen Übergang zu den grossformatigen Baukörpern unterhalb des Fluhmattrains. Im Wiesenhang schaffen frei gesetzte Obstgehölze eine besondere Atmosphäre und beziehen sich auf die Geschichte des Ortes in früheren Tagen. Der geringe Anteil an versiegelter Fläche, kombiniert mit offenen Belägen der Wege, frischen Wiesenflächen und heimischen Gehölzen bewahrt den ursprünglichen Charakter der Anlage und bietet eine Antwort auf aktuelle Fragestellungen bezüglich Stadtnatur, Mikroklima und nachhaltigem Umgang von Regenwasser.
TYPOLOGIE, ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Die beiden wie aus dem Wiesenhang gewachsenen Leichtbauten lassen der über ihnen thronenden steinernen Villa ihre Dominanz. Die neuen Gebäude ordnen sich im Gegensatz zur steinernen Villa in die Typologie von pavillonartigen Bauten ein. Dabei nehmen sie typische Elemente auf wie eine kompakte, einfache Grundform, eine leicht verspielte, durchscheinende und an ein Rankgerüst erinnernde Verkleidung sowie einem möglichst dem Terrainverlauf folgenden niedrigen Sockel. Die beiden Gebäude unterscheiden sich leicht in ihrer Volumetrie sowie in einem zart variierten Farbton. Zur pavillonartigen Erscheinung mit möglichst wenigen verwendeten Elementen gehören auch die immer gleichen, nur im Sockelbereich variierten Öffnungen, die vertikal zusammengefasten Loggias und die feine horizontale Gliederung mit dem kräftigeren Dachabschluss. Die Materialwahl mit dem sandgestrahlten Betonsockel, der durchscheinenden Holzverkleidung und den kupferfarbigen Abschlüssen soll der ausserordentlichen Aussichtslage entsprechend einer edlen Erscheinung ausstrahlen.
Durch die periphere Lage der Gebäude auf der Bauparzelle und das zusätzliche Ausdrehen haben alle Wohnungen Aussicht über die Stadt und in die Berge. Die Wohnräume öffnen sich mit grosszügigen Panoramafenstern zur Stadt und zur Aussicht. Für das Dach als fünfte Fassade schlagen wir ein leicht geneigtes Walmdach mit einer integrierten PV-Anlage vor.
In Zusammenarbeit mit
Appert Zwahlen Partner, Cham
Visualisierung
Pyxel GmbH, Luzern