Studienauftrag Mettenweg, Stans, 2018
GESCHICHTE
In der Frühen Neuzeit wurde im Talboden von Stans-Buochs-Ennetbürgen, an der Buochserstrasse, die über den Seelisberg nach Seedorf führte, das Trachslersche Haus errichtet. In Anlehnung an die Bauernhausarchitektur, jedoch als prunkvoller Patriziersitz mit einem grösseren Volumen und ohne die typischen Lauben sowie Klebdächer gebaut, steht es auf derselben Parzelle wie die 1692 errichtete Mettenwegkapelle. Mit der in der Mitte des 19. Jahrhundert erfolgten Ergänzung durch ein Ökonomiegebäude, dem „Franzosengaden“, entstand eine Häusergruppe nicht unähnlich den umliegenden landwirtschaftlichen Betrieben und umgeben von einer imposanten Hügel- und Berglandschaft. Die wertvolle Innenausstattung des Patrizierhauses wurde 1860 zwecks einer Umnutzung entfernt. 1867 ging die Liegenschaft in den Besitz der Armengemeinde über und wird nach einer Übergangsphase bis heute als Bürger- respektive Wohnheim genutzt. Die einfache Grundrissstruktur mit einem Mittelgang und den angrenzenden Räumen ist sehr übersichtlich und trägt wohl dazu bei, dass sich viele Bewohner, die aus einer ähnlichen Umgebung stammen, in diesem Haus, das mehr an ein Wohnhaus als an ein Heim erinnert, wohl fühlen. 1903 wird der Ort mit einem Waisenhaus, heute als „Haus Centro“ bekannt, verdichtet und bis 2016 durch drei Gebäude der Stiftung Weidli ergänzt. Mit dem Rückbau der dazwischenliegenden Scheune entstehen zwei Häusergruppen, wobei der Eindruck entsteht, dass der Gruppe an der Buochserstrasse die „Mitte“ fehlt. Bis heute ist die Umgebung von landwirtschaftlicher Nutzung mit einem prächtigen Baumbestand geprägt.
ORTSBAU
Mit der präzisen Setzung des neuen Pflegewohnhauses, mit einer leichten Verdrehung des Baukörpers zum Mettenwohnhaus und in nächster Nähe zum „Franzosengaden“, entsteht mit dem Neubau, Franzosengaden und Wohnhaus Mettenweg ein „Dreiklang“ an Bauten, die einen neu gefassten Hofraum in ihrer Mitte schaffen. Das neue Volumen ist so gegliedert, dass es durch die Proportionen und der Fassadengestaltung primär die Körnung vom „Wohnhaus Mettenweg“ und dem „Franzosengaden“ aufnimmt. Die leicht überhöhten Gebäudeteile im Südwesten und im Nordosten nehmen zum einen Bezug zum „Wohnhaus Mettenweg“, zum anderen zum grösseren Massstab der „Tagesstätte Weidli“. Das kompakte Volumen mit seinen Vor- und Rücksprüngen, den Balkonen und gedeckten Terrassen erinnert mehr an die Typologie eines grösseren Wohnhauses, denn an ein Pflegewohnheim.
AUSSENRAUMGESTALTUNG
Das Freiraumkonzept ist charakterisiert durch eine Abfolge unterschiedlicher Aussenräume, die jeweils von den örtlichen Gegebenheiten geprägt sind. Das Ankommen an der Bushaltestelle Buochserstrasse wird mit einem neuen Kiesplatz, einer Sitzbank und einem Holunderbaum präzisiert. Der Brunnen wird in dieses Konzept integriert und soll mit der neuen aussenräumlichen Qualität verstärkt genutzt werden. Den Auftakt in das Mettenweg-Gebiet bildet der neue Hofraum zwischen Neubau, Franzosengaden und Wohnhaus Mettenweg. Umrankt von der historischen Pflasterung des Wohnhauses Mettenweg, der erweiterten historischen Gartenanlage im Süden und dem neuen Kiesplatz zwischen Franzosengaden und Neubau, empfängt dieser schlicht gehaltene Aussenraum Bewohner wie Besucher, führt sie zu den einzelnen Häusern und schliesst die Bauten zu einem „Dreiklang“ zusammen.
ARCHITEKTUR
Die Grundrissstruktur baut auf einer einfach gekammerten, historischen Grundrisstypologie auf, wie sie beim „Wohnhaus Mettenweg“ zur Anwendung kam. Mit dem zentralen Erschliessungskern werden die ersten drei Raumkammern erschlossen: Die privaten Entrées der Wohngruppen, die gleichzeitig als Eingangs-, Verteil- und Aufenthaltsräume dienen sowie ein öffentliches Entrée mit Zugang zu den allgemeinen Räumen. Die Entrées der Wohngruppen führen zur Wohnküche, zur Wohnstube und zur nächsten Ebene der Kammerung, zu den Wohnfluren. Pro Wohngruppe orientieren sich an zwei Wohnflure zwei beziehungsweise vier Einzelzimmer mit den dazugehörigen Nasszellen. Während die Entrées eine gewisse Öffentlichkeit zulassen, wie in einer herkömmlichen Wohnung auch, wahren die Wohnflure mehr Privatsphäre, wo persönliche Gegenstände gelagert werden können und der Weg vom Zimmer ins Bad abseits der Öffentlichkeit erfolgt.
Die Übergänge der Kammerungen mit Erschliessungskern zu den Entrées sowie Entrées zu den Wohnfluren - werden mittels Holzeinbauten mit integrierten Türen und verglasten Flächen charakterisiert. Sie ermöglichen das vorhandene Licht in die Tiefe der Räume zu bringen. Die Zugänge zu den Wohnstuben und Wohnküchen werden ebenfalls mit Holzeinbauten formuliert, welche die Entrées gestalten und mit natürlichem Tageslicht versorgen. Im geöffneten Zustand der Holzeinbauten können Entrée, Wohnstube und Wohnküche einer jeden Wohngruppe zu einem Z-förmigen Raumgebilde zusammengeschlossen werden. Bei Bedarf können auch die Wohnküchen direkt miteinander verbunden werden. Zum öffentlichen Entrée sind Pflegebad, Stationszimmer bzw. Besprechungsraum sowie die Waschküche orientiert. Mit dem zweiten Treppenhaus sind diese Funktionseinheiten geschossweise direkt miteinander sowie mit der Verwaltung im Erdgeschoss verbunden. Mit einem Panoramafenster, das den Blick Richtung Obstbaumplantage öffnet, eignet sich dieser Ort ausserdem als zusätzlicher Treffpunkt der gesamten Wohngruppe.
In Zusammenarbeit mit
blgp architekten ag, Luzern
Christoph Wey Landschaftsarchitekten GmbH, Luzern
Visualisierung
Studio 12 GmbH, Luzern